Rund 100 Experten diskutierten auf dem Fachkongress „Bildung und Qualität“ im Rahmen des Bundesweiten Fernstudientages 2009 den neuen Megatrend „Berufsbegleitendes Lernen“
Berlin. „DistancE-Learning ist für die nächsten Jahrzehnte die einzige Chance, eine lernende Gesellschaft in Deutschland zu ermöglichen.“ Mit dieser Aussage fasste Prof. Dr. Dr. h. c. Klaus Landfried, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, in seinem Vortrag auf dem Kongress „Bildung und Qualität“ zusammen, worin sich alle Referenten einig waren. Schon in seinem Grußwort machte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Andreas Storm, deutlich, dass in Deutschland die Parallelität von Erwerbstätigkeit und Qualifizierung zum Megatrend der nächsten zehn Jahre werden wird, und betonte: „Fernlernen wird hierbei eine zentrale Rolle spielen.“ Die aktuelle überaus positive Entwicklung der Fernunterrichtsbranche in Zeiten der Wirtschaftskrise geben bereits einen Vorgeschmack davon: „Die Anmeldezahlen steigen rasant, weil die Menschen in Deutschland begreifen, dass sie in ihre eigene Zukunftsfähigkeit investieren müssen“ betonte Dr. Martin H. Kurz, Präsident des Forum DistancE-Learning, in seiner Eröffnungsrede.
Der Fachkongress am 27. Februar 2009 in Berlin wurde vom Fachverband Forum DistancE-Learning im Rahmen des Bundesweiten Fernstudientages 2009 organisiert. Rund 100 Experten diskutierten einen Tag lang, welche Auswirkungen der Wandel zur lernenden Gesellschaft auf die Weiterentwicklung von Lernmethoden haben wird. Mediengestützes Lernen wird dabei eine immer größere Rolle spielen – wobei das „E“ aus der Begriffsdefinition „E-Learning“ zunehmend verschwinden und wieder schlicht vom Lernen die rede sein werde, so die These von Prof. Dr. Peter Baumgartner, Leiter des Departments für Interaktive Medien und Bildungstechnologien der Donau-Universität Krems: „Mischformen aus Fernstudien, Präsenzlernen und E-Learning etablieren sich.“
Fernstudienqualität ist Servicequalität
Wichtigstes Element ist und bleibt dabei aber die persönliche Betreuung, denn Computerprogramme können eine erfolgreiche Kompetenzvermittlung nicht überprüfen. Hier liefern Fernlehrinstitute und Fernhochschulen erprobte Konzepte, von denen Präsenzuniversitäten nur lernen können: „Zu lange haben die Hochschulen der FernUniversität Hagen allein das Fernstudium überlassen. Jetzt müssen sie mühsam aufholen“, so der ehemalige HRK-Präsident Landfried. „Fernstudienqualität ist Servicequalität,“ das hob Dr. Burkhard Lehmann vom Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der Universität Kaiserslautern hervor. Die Experten auf dem Kongress rechnen mit einer Verzehnfachung der Zahl derjenigen, die sich berufsbegleitend wissenschaftlich weiterbilden wollen. „Wir brauchen keinen Lernkulturwandel, sondern einen Lehrkulturwandel“, betont Lehmann und sprach vom „Abschied von der Versammlungspädadogik.“ Zu glauben, dass Lernen erst gelingt, wenn sich mindestens zwei Menschen in einem Raum aufhalten, sei überholt.
QM-Systeme bieten verlässliche Mindeststandards
Im Mittelpunkt des Kongresses stand immer wieder die Frage nach der Qualität ihrer Messbarkeit in Bezug auf mediengestützte Bildungsangebote. Qualitätsmanagementsysteme in der Weiterbildung wurden vor rund zehn Jahren zunächst aufgrund der Definition von Weiterbildnern als Zulieferer für Wirtschaftsbetriebe relevant, die entsprechend eine ISO-Zertifizierung oder vergleichbares verlangten. Dies verdeutlichte Prof. Dr. Dr. h. c. Ekkehard Nuissl von Rein, Leiter des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE), in seinem Beitrag. Heute gehe es zunehmend um die Frage, wie der Lernerfolg selbst messbar gemacht werden könne. Baumgartner wies darauf hin, dass QM-Systeme zwar für mehr Transparenz, Vergleichbarkeit sowie Mindeststandards sorgen, aber nicht garantieren können, dass Lernen gelingt: „Lernen ist ein hochindividueller Prozess, in den sich der Kunde mit einbringen muss, soll er gelingen.“
PAS 1037: Einsteiger-Modell für internationale ISO-Bildungsnorm
Gleichwohl bestand in der Diskussionsrunde am Nachmittag Einigkeit darüber, dass ein QM-System wie die PAS 1037-Sepzifikation für DistancE-Learning-Anbieter ein geeignetes Modell ist, um im Rahmen der Selbstverpflichtung möglichst ideale Rahmenbedingungen für eine Dienstleistung zu schaffen, die es Menschen ermöglicht, ihre Kompetenzen erfolgreich zu erweitern. Die ersten Mitglieder des Fachverbandes Forum DistancE-Learning haben das branchenspezifische Qualitätsmanagementsystem bereits erfolgreich eingeführt und sind nach PAS 1037 quality specifications for distance learning providers zertifiziert. „Im Hinblick auf für 2010 zu erwartende internationale ISO-Bildungsnorm ist die PAS 1037 sogar ein optimales ‚Einsteiger-Modell’“, betonte Walter Brückner vom RKW Berlin.
Die Qualitätsdebatte in der Weiterbildung setzt das Expertennetzwerk Forum DistancE-Learning in diesem Jahr in weiteren Veranstaltungen in diesem jahr fort. Die termine werden rechtzeitig auf der Website www.forum-distance-learning.de bekannt gegeben.
Eine ausführliche Dokumentation des Kongresses „Bildung und Qualität“ mit Downloads der Präsentationen gibt es auf
Die Beiträge der Referenten Online: